
Sicherlich würde ich "anders" Klavier spielen oder vielleicht auch - gar nicht, wenn ich nicht aus meiner tiefen Lebenserfahrung
mit meiner Hochsensibilität heraus spielen würde.
Insofern ist die HS sicherlich eine Gabe.
Aber ganz ehrlich: ich habe sie auch als einen Fluch erlebt.
Und zwar jeden Tag.
Ich bin mittlerweile der Überzeugung, dass große Teile der HS auf Trauma zurück zu führen sind, auf die tiefe Erfahrung der
Verunsicherung im Kontakt mit der Welt und die darauf folgende ständige Fixierung auf das Außen in dem Versuch, die Umgebung auf Gefahrenquellen abzuchecken. Dann ist das Nervensystem in
einem Zustand permanenter Alarmbereitschaft.
Bei mir wirkte sich das so aus, dass ich im Grunde jede Begegnung mit Menschen als potenzielle Gefahr erlebte.
Das macht das eigene Leben sehr anstrengend und hat dazu geführt, dass ich mich in den letzten Jahren mehr und mehr von anderen
Menschen zurückgezogen habe, weil ich keinen Weg fand, diesen tiefsitzenden Mechanismus in mir zu verändern.
No way out.
Ich habe irgendwann die Frage ans Universum gestellt: "Was ist das hier und wie kann ich da heraus finden?" und die Antworten lassen
mich Schritt für Schritt einen Weg in ein Leben finden, das befreit ist von diesem ständigen Stress, der im Hintergrund meines Lebens gewirkt hat - auch wenn viele das von außen gar nicht
gesehen haben oder nachvollziehen konnten.
Meiner Meinung nach können wir die WAHRE Gabe der Hochsensibilität nur dann leben, wenn wir das Trauma in uns heilen.
Wir Hochsensiblen HABEN ganz besondere Gaben, die diese Welt dringend braucht!
Doch sie werden in uns so lange verschlossen bleiben, bis wir die Erfahrung machen, uns SO ZUM AUSDRUCK ZU BRINGEN, WIE WIR SIND UND
DABEI GESEHEN UND ANGENOMMEN ZU WERDEN.
DAS macht Heilung möglich, ich erlebe es selbst.
Die Erfahrung von KONTAKT mit anderen Menschen, der nicht bedrohlich ist, sondern nährend.
Und dann?
Dann - endlich - können wir aus unserem SEIN wirken, weil es aufhört, ums Überleben kämpfen zu müssen.
Dann - können wir unsere Gaben wahrhaft entfalten, ohne uns anpassen zu müssen.
Dann - sind wir mit unserem bloßen SEIN ein Leuchtturm in einer Welt, in der es stürmt und tost und die Menschen manchmal die
Orientierung zu verlieren scheinen.
Angst findet keine Resonanz mehr in dir, weil du weisst:
Alles ist gut.