Schöpfung ist...wenn du dir selbst aus dem Weg gehst

Wenn du mir sagen würdest: "Nele, mal doch mal eine verhüllte Gestalt, die kniet und einen Vogel an ihre Wange drückt." - dann würde ich eines tun: dir einen Vogel zeigen.
Denn das könnte ich nie und nimmer!
Aber mit meinen Kritzelbildern, da kann ich das. Weil ich die Gestalt nicht male, sondern frei lege.


Und das geht so: ich kritzele fröhlich mit meinen Ölpastell-Kreiden auf dem Blatt herum. Irgendwann beginnt das Bild mit mir zu "sprechen" und sehe ich Formen, die verdeutlicht werden wollen. Oder Figuren, die erscheinen wollen.


Dann beginnt der Prozess des langsam-sich-heran-Tastens, denn es ist immer nur der nächste Schritt erkennbar. Nicht das Große Ganze. Und das ist gut so, denn sonst würde ich mich total überfordert fühlen.


Also bringe ich dann hervor, was ich fühle, was ich spüre, und irgendwann schaue ich auf das "Bild" und es haut mich jedes Mal um, weil ich selbst ergriffen bin davon, was die Kreativität in uns hervor bringen kann, wenn wir uns selbst aus dem Weg gehen.
Denn eigentlich kann ich nicht malen...

 

Kreativität ist ein Prozess und kein Ergebnis

Kreativität - das ist Entwicklung. Das ist etwas, das man nicht wirklich planen kann.

Gut, ich setze mich mit meinen Farben hin oder ans Klavier mit meinen Noten und fange an.

Aber dann?

Die Kreativität zeigt sich im Tun, und sie zeigt sich erst dann, wenn wir bereit sind, uns bedingungslos auf sie einzulassen.

Ich könnte jetzt viel darüber schreiben, dass man sich etwas "erarbeiten" muss oder dass die Kreativität auch "Können" benötigt, um irgendwie zum Vorschein zu kommen.

Sicherlich stimmt das.

Aber heute geht´s mir um etwas anderes. Um das Beiseite-Treten. Um das Zulassen. Um den offenen Geist.

 

Seit ich mein Tun nicht mehr so stark bewerte im Sinne von Selbstkritik - seitdem kann ich mich mit viel größerer Leichtigkeit auf diese Schöpfungsprozesse einlassen.

Ich weiß nicht, was entstehen wird.

Ich vertraue darauf, was mir gezeigt wird - was ich wahrnehmen kann, was ich erspüre.

Dann mache ich einen Schritt.

Und noch einen.

Und noch einen.

 

Und ja: da steht viel Übung dahinter.

Jahrelange Übung im Zur-Seite-Treten.

Und irgendwann wird etwas auch sichtbar, das du vielleicht lange Zeit in dir bewegt hast.

 

So geht...Leben

Eines gefällt mir besonders gut am Malen: es lässt sich SICHTBAR machen, worum es mir eigentlich geht.

Es geht mir nicht um das Ergebnis, ein tolles Bild gefertigt zu haben. Oder ein Musikstück besonders emotional oder ergreifend musiziert zu haben.

 

Mir geht es darum, mit der Kunst/Musik erfahrbar zu machen, wie Leben geht.

Denn Kreativität ist Schöpferkraft - und mit unserer Schöpferkraft erschaffen wir auch unser Leben.

In jedem Augenblick.

 

Wenn meine Klavierschüler in die Stunde kommen oder meine Klienten ins Coaching - dann geht es auch hier darum, ihnen erst einmal zuzuhören. Wie dem Bild.

Was ist jetzt da?

Was möchte entstehen?

Was möchte zum Vorschein kommen oder erlebt werden?

 

Alles, was auf diese Weise entsteht, ist lebendig, eine Co-Kreation zwischen mir und dem Schüler. Oder mir und dem Bild.

Alles, was so zum Vorschein kommt, ist organisch und eingebettet in ein größeres Ganzes.

Letztlich eingebettet - in die Schöpfung.

 

So könnte ich niemals arbeiten, wenn ich mich auf mein persönliches Wissen, meinen Erfahrungsschatz oder mein "Können" beschränken würde.

Doch wenn ich meinen Geist öffne und da bin und zuhöre, dann komme ich in Kontakt mit dem Großen Ganzen, das mich führt.

Und dich führt.

Und uns alle.

 

Es ist eine Frage der inneren Haltung, wie wir dahin kommen, Dinge zu erschaffen, die dem Großen Ganzen dienen.

Die dafür sorgen, dass etwas durch unser Handeln entsteht, das auch anderen Menschen dient.

 

Letztlich geht es darum, einen Weg zu finden, wie wir auf diesem Planeten auch über-leben können.

Denn wir brauchen hier dringend ein Bewusstsein, das uns mit allen und allem verknüpft.

Nur so können wir sinnvoll handeln.

 

Und das Verrückte dabei ist: Sinnvoll Handeln geht nur auf spielerische Art und Weise.

Indem wir uns ans Spiel, an die Kreativität, die in uns wirkt, hingeben wie ein Kind.

Dann beginnt etwas durch uns zu sprechen, zu malen, zu musizieren, zu handeln, das weitaus weiser ist als wir es jemals sein könnten.

Dann beginnt Schöpfung.