Wie Musik unsere Begrenzungen sprengt

Vor ein paar Tagen hatte ich eine sehr berührende Begegnung mit einem jungen Mann, den man gemeinhin als "behindert" bezeichnen würde. Er sitzt im Rollstuhl und es fällt ihm nicht leicht, sprachlich zu artikulieren.

Und doch brachte diese Begegnung gerade auf dem Level von "Kommunikation" für mich eine unglaubliche Erweiterung und hat mir vieles über mich selbst gelehrt.

 

Vor allem hat es mir gezeigt, dass Musik uns weit über unsere Begrenzungen hinaus tragen kann, wenn wir es zulassen.

 

Musik ist die Sprache der Seele, und deshalb ist hier vieles möglich, was wir im Alltag als unmöglich betrachten. Sie leert uns, ganz anders hinzuhören und viel aufmerksamer mit dem zu sein, was andere Menschen - und auch wir selbst - in Wahrheit zu geben haben.

 

Wer ist hier eigentlich "nicht normal"?

Und das kam so: ich war auf einer Geburtstagsfeier eingeladen, auf welcher ich für die Gäste auch ein bisschen Klavier spielte.

Schon beim Klavierspielen fiel mir (wieder einmal) auf, wie viel leichter es für mich ist, durch das Klavierspiel mit anderen Menschen auf eine für mich befriedigende Art verbunden zu sein, mit ihnen zu kommunizieren, als durch ein normales Gespräch.
Es wird mir langsam bewusst, wie sehr ich die Gefühle und Schwingungen anderer Menschen wahrnehme, und wie sehr es mich irritiert, wenn ich zur gleichen Zeit versuche, normale Konversation zu halten. Gerade in großen Gruppen fühle ich mich dann echt BEHINDERT, weil ich nicht bewusst wählen kann, auf welchem Level (energetisch oder verbal) ich mich jetzt mit den Menschen verbinde.


Okay, also, nachdem ich Klavier gespielt hatte, kam dieser junge Mann als Gast zur Feier. Ich saß neben ihm und ab und zu schauten wir uns an, einfach, weil ich mich mit ihm genauso "unterhalten" wollte wie mit anderen Gästen, und ich war geflasht von dem unglaublich offenen Lächeln, mit dem er mir begegnete.
Anders als wir "Normalen" hat er offenbar nicht diese ganzen Programmierungen darüber, wie man am besten seine Geschichten über sich selbst verkauft und damit möglichst gut dasteht. Er lächelt und beschenkt damit einfach seine Welt und jeden, der bereit ist, es zu sehen.
Die Gastgeberin saß dann auch neben uns und der Junge fragte, wo denn die Disko sei, dies sei doch schließlich eine Party, und die Gastgeberin erzählte, dass ich ja schon Klavier gespielt hätte, und fragte ihn, ob er vielleicht auch noch Klaviermusik hören möchte. Gesagt, getan, wir gingen rein und ich spielte ihm zuerst ein Stück vor. Als ich fertig war, begann er, leise, zuerst zaghaft und mit Blick auf mich ebenfalls die Tasten des Klaviers anzuschlagen.

Ich sah das als eine Einladung, gemeinsam mit ihm zu spielen. und so fingen wir an, über die Töne zu kommunizieren und vierhändig zu spielen.
Dazu braucht es keine "richtigen" Töne, denn das, worum es eigentlich geht, ist etwas ganz anderes.

 

Was, wenn wir unsere scheinbaren "Behinderungen" als das Geschenk erkennen können, was sie in Wahrheit sind?

Wir haben uns so sehr angewöhnt, das zu sehen und in Fokus zu nehmen, was nicht gesellschaftlich kompatibel oder anerkannt ist. Wir sehen den Rollstuhl und die scheinbare Behinderung, nicht Worte formulieren zu können. Ich sehe bei mir meine fehlende Fähigkeit, "einfach" Konversation auf einer Party machen zu können. Und wir ÜBERSEHEN die Potenziale, die eigentlich dahinter liegen: die Fähigkeit, ohne Hintergedanken sein Lächeln zu verschenken, einfach so. Die Fähigkeit, auf anderen Ebenen zu kommunizieren und damit Energien in diese Welt zu bringen aus anderen Dimsensionen, die hier gebraucht werden.
Ich konnte durch diese Begegnung erkennen, dass dies eine Kommunikation auf einem höheren Level ist, etwas, das jetzt in diese Welt kommen möchte und so unglaublich viel Heilungspotenzial in sich trägt.
Das ist MEINE Sprache, in Wirklichkeit. Mir fällt es daher leichter, Musik zu machen, oder mich für einen Moment innerlich an diesen jungen Mann anzulehnen, weil es so viel leichter ist, seine Liebe zu empfangen als all die Geschichten, die sonst im Raum herum schwirren.


Danke, Leo, für all das, was ich von dir lernen und empfangen durfte.

 

Wir sind alle so viel mehr, als wir glauben zu sein - so lange, bis wir aufhören, "normal" sein zu wollen und das Wunder zu erkennen, das wir alle sind.

Die Gaben zu erkennen, die über das hinaus gehen, was gesellschafts-konform und anerkannt ist.

All das zuzulassen, was uns so unwahrscheinlich vorkommt, weil es ja offenbar niemand anderes kann oder tut.

Und das alles nur, weil wir letztlich das Besondere, was wir sind, als "seltsam", "falsch" oder sogar "behindert" abtun.

Was wäre, wenn wir uns selbst und anderen mit der Frage begegneten: "Was ist die besondere Gabe, die dieser Mensch mitbringt?"

Was ist dann darüber hinaus möglich in Dimensionen, die wir uns noch gar nicht vorstellen können?

 

Ich möchte dich heute einladen, dir selbst diese Frage zu stellen, oder sie innerlich an deine Kinder zu stellen:

"Was ist das Besondere, das ich mitbringe (das du mitbringst)?"

Du musst die Antwort nicht kennen.

Aber je mehr du dein Augenmerk darauf richtest, desto mehr kann sich zeigen, was für eine Bereicherung du bist oder dein Kind ist - weit über das hinaus, was wir für möglich gehalten haben.

 

Wie können wir die Welt verändern?

Indem wir WIR sind.

Alles Liebe für dich!

 

 

 

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