Wieso "Spaß" beim Lernen kein Luxusgut ist, sondern dein Kind fit für die Zukunft macht

"Es soll den Kindern ja vor allem Spaß machen!" - das höre ich von den Eltern meiner Klavierschüler eigentlich immer, wenn sie zum Schnupperunterricht kommen. Den Eltern ist die Freude ihrer Kinder am Musikmachen wichtig. Und mir auch.

 

Aber wieso wird es dann eigentlich oftmals als gegeben angesehen, dass die Kinder in der Schule meistens keinen Spaß haben?

Ist Spaß ein Luxusgut? Etwas, das in die Freizeit gehört, aber nichts mit "ernsthaftem" Lernen zu tun hat?

Ist Spaß etwas, das für ein Hobby zwar gelten mag, aber auf das auch verzichtet werden kann?

Oder was lernen die Kinder in einem Klavierunterricht, der Spaß macht, noch anderes als sich "nur" vom harten Schulalltag zu erholen?

 

Nein - "Spaß" ist kein Luxusgut, ganz im Gegenteil!

Lernen MUSS Spaß machen, wenn man die Kinder nachhaltig fördern möchte und wirklich in ihren Fähigkeiten stärken und fördern will!  Lernen MUSS Spaß machen, damit unsere Kinder sich in der Welt von heute zurecht finden lernen.

 

Spaß ist kein Luxusgut - sondern ein anderes Wort für Stärke.

Warum? Das schildere ich heute in meinem Blog. Lies hier weiter....

 

"Lernen" - warum so viel darüber dikutiert wird

Immer mehr Kinder zeigen Auffälligkeiten oder sogar Krankheitssymptome im Zusammenhang mit dem Lernen. Noch nie wurde so viel und so kontrovers über das Thema diskutiert wie im Moment.

Welches ist die richtige Herangehensweise?

Wie können wir die Kinder am besten unterstützen?

Was bereitet sie am besten auf ihr Leben vor?

Die "harte Schule"? Oder mehr "Spaß"? Oder am besten eine Mischung aus allem?

 

Doch das Thema belastet nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern. Es belastet zu sehen, wenn die Kinder nicht die Leistungen bringen, die sie bringen könnten. Es belastet zu sehen, wenn die Kinder krank oder müde sind und Kopfschmerzen haben.

Sollen wir sie trotzdem weiter zum Lernen anhalten? Die Hausaufgaben müssen schließlich gemacht werden. Später im Berufsleben können wir auch nicht einfach sagen: "Ich habe keine Lust mehr."

 

Wir wollen unsere Kinder vorbereiten auf ein Leben, in dem sie bestehen können. In dem sie sich zurecht finden mit den Bedingungen, die nunmal herrschen: einer Arbeitswelt, die ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten unterworfen ist.

Und gleichzeitig wünschen wir uns, dass die Kinder stark sind. Dass sie ihren Weg gehen, nicht immer alles nur deshalb tun, weil sie sich anpassen, sondern weil sie für ihre Werte und ihre Meinungen einstehen.

 

Wir versuchen oft, einen Mittelweg zu finden. Und oft klappt das sogar.

Doch wie ist das mit dem Lernen? Warum scheint es da zur Zeit so viele Unstimmigkeiten zu geben - Schulreformen, die erst nach vorne gebracht und dann wieder zurück genommen werden? Kontroverse Ansichten darüber, was für die Kinder gut ist und warum man sie sogar nicht mehr in die Schule schicken sollte.

 

Es gibt mittlerweile eine imer größer werdende Bewegung von Eltern, die zum Wohle ihrer Kinder entscheiden, dass diese nicht mehr in eine staatliche Schule geshcickt werden. Oder dass sie überhaupt nicht mehr in die Schule gehen sollen.

Ist das richtg? Oder ist das unverantwortlich?

 

Ich denke, dass es hierfür kein Patentrezept gibt. Jedes Kind ist anders, jede Familie ist anders, ja sogar jede Schule ist anders.

 

Aber es gibt viele Gründe dafür, warum wir ganz neu und ganz grundsätzlich über Lernen nachdenken sollten. Nein, nicht sollten.

Sondern MÜSSEN.

 

Was sich unser Gehirn merkt

Schulformen gibt es viele.

Aber: unser Gehirn - das arbeitet bei allen Menschen gleich.

Es funktioniert auf eine bestimmte Art und Weise, egal, wo wir zur Schule gehen, wie lange, in welchem Elternhaus wir aufwachsen, in welchem Staat....die Bedingungen verändern sich, aber nicht unser Gehirn.

 

Unser Gehirn speichert Zusammenhänge. Wir alle kennen die Bilder von kleinen Neuronen, die sich wie Straßen im Gehirn bilden, wenn wir lernen. Wo es einmal keine Verknüpfung gab, ist plötzlich eine neue Verbindung entstanden. Das ist Lernen: Verbindungen erkennen und schaffen.

 

Unser Gehirn ist sehr intelligent. Es beschäftigt sich mit den Dingen, die es braucht.

Aber was hat "Sapß" damit zu tun?

Ist es nicht selbstverständlich, dass ein Siebenjähriger noch nicht nachvollziehen kann, warum er in seinem Leben später rechnen können muss? Müssen wir da als Erwachsene nicht verantwortungsvoll sein und ihm das Rechnen auch dann vermitteln, wenn er einmal keine Lust hat?

 

Das Problem hierbei ist folgendes: das Gehirn merkt sich Zusammenhänge. Und dazu gehören auch die Emotionen. Das lässt sich nicht ändern. So arbeitet das Gehirn.

 

D.h., dass all das auch gespeichert wird, was vom Kind während des Lernens erlebt wird:

All der Frust, der da ist, wenn etwas keinen Spaß macht.

Die Verunsicherung, die dadurch entsteht, nicht den eigenen Impulsen folgen zu dürfen.

Die hochgezogenen Schultern.

Die zusammen gebissenen Zähne.

Die Kopfschmerzen.

Die Erfahrung, dass Lernen und Entwicklung etwas ist, das man später besser vermeidet.

Weil es keinen Spaß macht, sondern unangenehm ist.

 

So arbeitet unser Gehirn. Das merkt es sich.

 

Und das hat lebenslange Konsequenzen.

 

Doch was verändert sich, wenn die Kinder beim Lernen ihrer Freude folgen dürfen?

 

Vernetztes Denken ist das Normalste der Welt

Denken ist Vernetzung.

Das zeigt sich daran, wie sich die Neuronen im Gehirn entwickeln:

Was vorher nicht miteinander zu tun zu haben schien, ist plötzlich durch eine neue "Straße" miteinander verbunden. 

 

Vernetzung ist etwas, das überall geschieht - wenn wir es einfach zulassen.

Dann passiert Vernetzung nicht nur im Gehirn.

Und es geht nicht nur um "Spaß" im Sinne von "Ich mach, was mir gefällt". Sondern darum, dass wir Menschen mit sehr sensiblen Organen und mit einer großen Intelligenz ausgestattet sind, die sehr wohl fähig ist, brillante Entscheidungen zu treffen - für sich selbst und auch zum Wohle unseres ganzen Planeten.

Denn das ist Vernetzung auch: zu wissen - jeder ist mit jedem verbunden und mein Wohl ist abhängig vom Wohl aller anderen in dieser Welt.

Das ist nichts, was wir Kindern beibringen müssen.

Das ist etwas, was im Grunde genommen für sie selbstverständlich ist.

 

Und wie kommen wir dahin, dass die Kinder lernen, vernetzt und verantwortungsbewusst zu denken?

Indem wir sie lassen.

Indem wir sie ihrer Freude beim Lernen folgen lassen.

Indem wir sie Entdeckungen machen lassen, die sie begeistern und ihre Lernbegier von ganz alleine entwickeln.

 

Spaß beim Lernen ist kein Luxus, keine Gabe obendrauf, die mal ein bisschen Lockerheit in den sonst schon sehr verplanten Alltag der Kinder bringen soll.

Spaß ist die notwendige Zutat, wenn unsere Kinder gesünder sein sollen. Wenn sie nicht von scheinbar mächtigen oder überzeugenden Personen verführt werden sollen - auch auf der politischen Bühne.

 

Spaß ist das Anzeichen dafür, dass sich ein Kind gesund entwickelt - in seine Stärke hinein und in ein Leben, das auch den Anfechtungen gewachsen ist.

 

Es geht nicht um "Fun", um Ablenkung und Freizeitvergnügung.

Es geht um nichts weniger als die tiefgreifende Veränderung, die uns und vor allem unsere Kinder fit dafür macht, auch in einigen Jahrzehnten noch auf diesem Planeten zu existieren.

 

Ich weiß, das sind "hehre Worte".

Aber ich übertreibe nicht.

Ich möchte dazu beitragen, dass wir neu über Lernen nachdenken.

Ganz grundsätzlich.

 

Es ist an der Zeit umzudenken.

Damit Donald Trump und die AfD keinen weiteren Zulauf finden.

Damit nicht scheinbare Stärke und Missbrauch regieren, sondern innere Stärke, ein verantwortungsvoller Umgang mit den Mitmenschen und Ressourcen - und mit sich selbst.

Nur dann werden wir in der Lage sein, die Wahrheit auch dort zu erkennen, wo uns etwas vorgegaukelt werden soll, um uns zu manipulieren.

Nur dann werden wir in der Lage sein, eine Welt zu erschaffen, die lebenswert ist und zu dem wird, was sie eigentlich sein möchte:

ein Ort der Entfaltung, des respektvollen Miteinanders, des voneinander Lernens, der Freude, der Wunder und der Liebe.

 

Das ist die Welt, in der ich leben möchte.

Und das teile ich in jeder Klavierstunde mit meinen Schülern, indem wir gemeinsam unserer Freude und Begeisterung folgen.

Spaß - das ist schon heute gelebte Zukunft.