
In diesen Tagen treten wieder viele tausende junger Musiker in Deutschland beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ an, um ihr musikalisches Können unter Beweis zu stellen. Sie haben viel Arbeit, viel Zeit und viel Energie investiert, um hier teilzunehmen und sich mit der Konkurrenz der anderen Teilnehmer messen zu können.
Doch wie wirken sich musikalische Wettbewerbe eigentlich auf die Kreativität bei Jugendlichen aus? Wie reagiert das Gehirn genau auf die Konkurrenzsituation? Und welche Erfahrungen prägen das Gehirn dann für die weitere Entwicklung?
Als Jugendliche war ich selbst jedes Jahr bei „Jugend musiziert“ dabei und habe alle drei Ebenen des Wettbewerbs durchlaufen: den Regionalwettbewerb, den auf Landesebene und schließlich den Bundeswettbewerb, an dem die Besten aus allen Bundesländern teilnehmen dürfen. Das hat jedes Jahr viel Engagement von mir erfordert, hat mir viel Spaß gemacht und ich bin an den Herausforderungen, die der Wettbewerb mit sich brachte, sicherlich gewachsen.
Doch bei allen scheinbaren Vorzügen dieser Erfahrung hat mich das Ganze bis zum heutigen Tage in Bezug auf meine Kreativität eher negativ geprägt. Das geschieht ganz automatisch – es ist tief in meinem Gehirn gespeichert.
Was passiert mit dem Gehirn bei einem Wettbewerb?
Die Hirnforschung liefert hierfür eine gute Erklärung: Es ist zu beobachten, dass in dem Moment, wo Konkurrenz „droht“, das Gehirn in einen Überlebensmodus schaltet. Die Hirntätigkeit verengt sich dann auf einen Bruchteil der vorherigen Aktivitäten. Anstatt dass das Gehirn auf all seine Erfahrungen und Begabungen zurück greifen kann, um z.B. für ein bestimmtes Problem eine neuartige, individuelle Lösung zu finden, versucht es, nur irgendwie aus der Situation heraus zu kommen.
Das kennen wir alle: wenn wir Angst haben, wollen wir nur eines – raus aus dem Schlamassel. An Kreativität ist jetzt nicht zu denken.
Brauchen wir Konkurrenz, um Leistung zu erzielen?
Da in unserer Gesellschaft das Konkurrenzprinzip ja sehr ausgeprägt ist, können wir uns oft gar nicht mehr vorstellen, dass wir Leistung „einfach so“ bringen könnten, dass unser Gehirn so aufgebaut ist, dass es in jedem Moment von sich aus die beste Lösung finden will. Doch die Hirnforschung kann mittlerweile nachweisen, dass dies tatäschlich so ist: Leistung ist der natürliche Zustand unsres Gehirns und muss in keiner Weise von außen erzwungen werden.
Der Hirnforscher Prof. Gerald Hüther schreibt in einem
Artikel über Musizieren folgendes dazu:
"Es ist eigenartig, aber aus neurowissenschaftlicher Sicht spricht alles dafür, dass die nutzloseste Leistung, zu der Menschen befähigt sind – und das ist unzweifelhaft das unbekümmerte,
absichtslose Singen – den größten Nutzeffekt für die Entwicklung von Kindergehirnen hat.
Darüber lohnt es sich, etwas länger nachzudenken."
Wie soll die Welt aussehen, in der wir leben möchten?
Ich habe die Vision von einer „Leistungs“-Gesellschaft, die nicht darauf aufgebaut sein muss, im Konkurrenzdenken stecken zu bleiben. Sondern in der Leistung ein natürlicher Bestandteil des freudvollen, lebendigen Ausdruck unseres Menschseins ist. In der unsere Kinder die Chance erhalten, ihre Individualität und Intelligenz als selbstverständlichen Teil ihrer persönlichen Entwicklung zu erfahren. In der sich Leistung und soziales Miteinander nicht wiedersprechen müssen. In der jeder für das geschätzt wird, was er oder sie an einmaligen Sichtweisen beizutragen hat und es nicht darum geht, eine bessere, richtigere, eine machtvollere Meinung haben zu müssen.
Musik ist ein wunderbares „Spielfeld“, um als junger Mensch Erfahrungen machen zu können, die dieser Vision entsprechen: Sich selbst in seiner Individualiät auszudrücken, die eigene Motivation als Motor für Leistung kennen zu lernen, im Zusammenspiel mit anderen wichtige soziale Kompetenzen zu entwickeln, zu erfahren, dass Lernen Spaß macht – all das prägt das Gehirn für das spätere Leben.
Ohne äußerlichen Druck Musik zu erleben ist ein erster, kleiner, ein leichter Schritt dahin, unser Potential als Menschen nicht zu verschenken, sondern zu feiern.
Bist du vielleicht interessiert an einem Musik machen ohne Druck?
Dann wäre eine Probestunde Klavierunterricht eventuell genau das richtige.
Mehr über die "Schnupperstunden" bei mir erfährst du links in der Leiste unter dem
Willkommens-Video!