Klavierpielen und das „Innere Kind“ - wie uns Stofftiere dabei helfen können, bessere Pianisten zu werden

Neulich brachte meine Schülerin Kim ihr Stoffschaf „Schäfi“ mit zur Stunde. Da in meinem Haushalt ebenfalls ein kleines Schaf wohnt, das Coco heisst, dachte ich, es könne ganz nett für Schäfi sein, nicht ganz alleine unserem Klavierspiel zuhören zu müssen und holte Coco ebenfalls in das Klavierzimmer.

 

Gemeinsam setzten sich die beiden Schafe auf eine kuschelige Decke, und Kim und ich setzten uns ans Instrument, um den Klavierunterricht beginnen zu lassen. Seitdem kommt Schäfi meistens mit in die Stunde. Kim bemerkte neulich, dass die Schafe uns ja sehr aufmerksam zuhören würden und die Stunde nie störten. Stimmt, dachte ich, wahrscheinlich können sie sich einfach sehr gut konzentrieren...

 

Nun mag man denken: es ist ja vielleicht ganz nett, dass ein Kind sein Stofftier mit in die Stunde bringt – aber was hat das mit Klavierspielen zu tun? Nun, ich denke eine ganze Menge.

 

Den Kontakt zur eigenen Kreativität herstellen

Stofftiere erhalten ihr „Leben“ ja einzig und allein durch die Phantasie desjenigen, mit dem sie spielen. Durch Stofftiere sind wir als Kinder mit unserer Phantasie, unseren Geschichten verbunden, mit dem was uns bewegt und was uns Freude macht. Das ist genau der Teil in unserem Inneren, der dafür zuständig ist, dass wir kreativ sind.

 

Den Kindern ist es selbstverständlich, dass sie singen, tanzen, lachen, Geschichten erfinden, Spaß haben. Irgendwann bekommen die meisten von uns dann gesagt, dass Stofftiere doch was für Kleinkinder seien, und wir seien doch jetzt eigentlich schon viel zu groß dafür.

Und dann beginnt der „Ernst des Lebens“ und wir verlieren nach und nach den Kontakt zu unseren inneren Geschichten, zu unserer Freude, zu dem intelligenten, musikalischen Wesen, das wir als Kinder eigentlich sind. Deshalb fällt es uns dann als Erwachsenen manchmal so schwer, spontan zu sein und einfach mal eben nur so zum Spaß etwas auf dem Klavier zu spielen.

 

 

Dem "Inneren Kind" Raum geben

Gemeinsam mit den Stofftieren bekommen die Kinder im Klavierunterricht Raum dafür, die zu sein, die sie sind und sich aus dieser Natürlichkeit heraus weiter zu entwickeln. Vielleicht kommt das Stofftier eines Tages nicht mehr mit zum Unterricht, aber es musste nie die Erfahrung machen, vor der Tür gelassen werden zu müssen. Im Inneren bleibt es erhalten.

 

Als ich entdeckte, wie sehr meine Kreativität mit dem Teil in mir verbunden ist, den man das „Innere Kind“ nennt, traten einige Stofftiere in mein Leben. Coco ist eines davon, und die Tiere ermöglichen es mir, manchmal wieder Kind zu sein und zu entdecken, wie einfach es ist, zu tanzen, zu lachen und Musik zu machen - kurz: kreativ zu sein.

 

Sie helfen mir, mich direkt mit dem zu verbinden, was meine Phantasie bewegt, die Geschichten wahrzunehmen, die in mir Gestalt annehmen, um in Töne verwandelt zu werden.

 

Sie helfen mir, mich zu vergewissern, dass es eigentlich ganz einfach geht.

 

Sie helfen mir, alles nicht ganz so ernst zu nehmen.

 

Und dadurch helfen sie mir, besser Klavier spielen zu können.

 

Das finde ich nett von ihnen.