
Es gibt immer wieder Phasen beim Üben, wo man nicht so richtig Lust hat, sich an sein Instrument zu setzen. Man hat das Gefühl, es geht nicht richtig voran, und selbst wenn man weiß, wie wichtig es ist dran zu bleiben, fallen einem dann lauter Dinge ein, die man lieber tun möchte. Und dann meist auch tut – anstatt zu üben.
Doch was kann man machen, um sich immer wieder neu zum Üben zu motivieren?
Eigentlich lässt sich das „Geheimnis“ für ein dauerhaft erfolgreiches Üben auf eine ganz einfache Formel bringen:
Üben muss Spaß machen – und zwar genau in dem Moment, wo man es tut!
Das erscheint eigentlich logisch – aber ist es auch realistisch? Dass Üben IMMER Spaß macht?
Man kann die Freude am Üben sicher nicht erzwingen. Aber man kann sie kultivieren, wachsen lassen. Es ist genauso wie mit den richtigen Noten, die ich einübe: ich kann lernen, die richtigen Fingerkombinationen oder das „richtige“ Gefühl im Moment des Spielens abzurufen. Das Gehirn merkt sich bei einer Tätigkeit nicht nur, WIE etwas geht, sondern auch ganz viel drum rum, z.B. wie man sich dabei fühlt.
Wenn man also über einen langen Zeitraum mit dem Klavierspielen Freude verbindet, dann wird automatisch mit dem Gedanken ans Üben eine „Freudemodus“ im Gehirn eingeschaltet, und das schüttet dann schon mal ein paar Endorphine aus, bevor es überhaupt losgeht.
Wenn ich beim Üben bemerke, dass ich mich langweile oder gerade keine Lust habe, dann höre ich auf zu spielen. Nehme mir einen Moment Zeit, um heraus zu finden, warum es mir gerade keinen Spaß macht. Ich gebe meiner Unlust sozusagen Raum: anstatt sie zu verdrängen nehme ich sie bewusst wahr.
Und dann nehme ich eine neue innere Haltung ein: ich mache mir klar, dass ich nicht üben MUSS, sondern üben DARF, nur für mich, zu meiner persönlichen Freude. Und frage mich: was ist es, was mir jetzt am Üben Spaß machen könnte? Wo finde ich meine Freude in diesem Augenblick? Habe ich Lust, einfach mal ein Stück schnell durchzuspielen, selbst wenn es nicht perfekt sein wird? Oder finde ich meine Freude darin, einen Fingersatz genau und akkurat einzuüben und bewusst mitzuerleben, dass sich Stück für Stück eine Verbesserung einstellt?
Es gibt immer eine Möglichkeit, das, was ich jetzt tue, mit Freude „aufzufüllen“. Dafür braucht es meine Bereitschaft, mir über das bewusst zu werden, was ich tue. Dann merkt sich mein Gehirn gleich: ÜBEN = SPASS.
Und freut sich schon mal auf den nächsten Übekick.
Morgen.
Oder jetzt gleich nochmal.