Wie die Feldenkrais-Methode das Klavier Spielen bereichert (Feldenkrais Teil II)

Im vorigen Artikel habe ich ja beschrieben, wie ich selbst zur Feldenkrais-Methode gefunden habe. In diesem Artikel soll es darum gehen, wie Feldenkrais das Erlernen eines Instrumentes unterstützt und bereichert

Die Feldenkrais-Ausbildung, die ich von 1996 bis 1999 absolviert habe, hat meine Art zu unterrichten sehr geprägt.

 

Die Anwendungsmöglichkeiten sind für Musiker geradezu unendlich: von einer

  • Entspannung auf körperlicher wie geistiger Ebene über
  • konkrete Korrekturen der Spielbewegungen über
  • eine Wahrnehmung des eigenen Umgangs mit sich selbst, all dies fördert die eigene Sicherheit und Präsenz in der Performance in hohem Maße.

 

Schulung des Körpergefühls

Die Schulung des kinästhetischen Sinns, also des Sinns, der dafür zuständig ist, wie wir unsere Bewegungen im Raum koordinieren, steht im Zentrum der Feldenkrais-Methode. Sie ist für das Erlernen eines Instruments eine enorme Bereicherung und sollte meiner Meinung nach eigentlich ein Bestandteil jedes Instrumental-Unterrichts werden.

Denn wenn ich selbst ein gutes Körpergefühl habe, merke ich schnell, ob eine Bewegung effektiv ist, ob ich mich motorisch sicher fühle oder ob ich so übe, dass mein Übetempo zu dem passt, was ich jetzt und hier leisten kann.

 

Noch ist das Wissen der Feldenkrais-Methode eher ein Spezial-Wissen, das nur ausgebildete Lehrer anwenden können, weil es sehr differenziert ist und in die Tiefe geht. In der Instrumentallehrer-Ausbildung kann sich also noch einiges tun, damit die Lehrer fit gemacht werden, ihre Schüler so zu lehren, dass das Nervensystem optimal auf das Musizieren einwirkt.

 

 

Die Selbstwahrnehmung fördert Leichtigkeit und Präzision

Viele Profimusiker nutzen mittlerweile Feldenkrais, um genau diese Lücke in ihrer Spieltechnik zu schließen: den Sinn dafür zu schärfen, wie ich mich selbst wahrnehmen und steuern kann, wie ich mich bewege, ohne mich dafür anstrengen zu müssen. Denn unser Bewegungssystem ist darauf ausgelegt, optimal, reibungslos und mit Leichtigkeit zu funktionieren. In meinem Kreativ-Coaching unterstütze ich sie dabei, diese Mühelosigkeit wieder zu finden.

 

Wenn Klavierschüler zu mir kommen und das Instrument von der Pike auf lernen möchten, arbeite ich von der ersten Stunde an so, dass das Lernen auf der Selbstwahrnehmung basiert. Dadurch ergeben sich viele Probleme wie ein verkrampftes Spiel oder Selbstüberforderung durch zu hoch gesteckte Ziele erst gar nicht.

 

Es gibt immer einen wichtigen Indikator dafür, dass wir auf dem richtigen Weg sind: dann nämlich, wenn es leicht geht.

 

 


Übefokus: Den Körper mit ans Klavier nehmen

Lege dich einmal auf eine Matte oder einen Teppich. Vielleicht möchtest du dir hierfür etwas unter den Kopf legen, ein kleines Kissen oder ein Handtuch. Du kannst deine Beine entweder lang machen oder aufgestellt lassen. Je nachdem, was dir im Moment angenehmer ist.

Lass dir einen Moment Zeit, um auf dem Boden richtig anzukommen und Kontakt mit ihm aufzunehmen. Lass dich auf die Unterlage sinken, so gut es jetzt geht, und dann wandere mit deiner Aufmerksamkeit durch den Körper:

 Wo kannst du spüren, dass er Kontakt mit der Unterlage hat?

Wie liegt dein Kopf auf? Genau in der Mitte deines Hinterkopfes oder ein bisschen rechts oder links davon?

Wieviel Raum ist unter deinem Nacken zum Boden hin? Kannst du schätzen, wie viele Zentimeter es wohl sind?

Wie liegen deine Schultern auf? Gibt es Unterschiede zwischen der rechten und linken Schulter?

Deine Arme, deine Hände, nimm sie wahr.

Wie liegt dein Rücken?

Wie liegt dein Becken auf? Gibt es vielleicht eine Seite, die sich schwerer anfühlt?

Wie liegen deine Beine? Und dein Füße? Schaut vielleicht ein Fuß etwas weiter nach außen als der andere?

Nimm auch deinen Atem wahr. Spüre, in welchem Rhythmus er ein und ausfließt, ohne etwas an ihm zu verändern.

Lass dieses entspannte Körpergefühl noch einen Moment auf dich wirken. Dann komm ganz langsam zum Stehen und gehe zum Instrument. Setz dich hin, während du deinen Körper weiterhin bewusst wahrnimmst. Spüre deinen Atem.

Dann beginne langsam zu spielen. Finde eine Spielweise, die es möglich macht, das dein Körpergefühl präsent bleibt.

 

Je öfter du deine Körperwahrnehmung trainierst, desto leichter wird es, sie auch während des Spielens aufrecht zu erhalten. Du spürst dann schnell, wenn du dich verkrampfst und kannst erstmal wieder eine entspannte Körperhaltung einnehmen, bevor du dann weiter spielst.

Dein Üben wird dadurch klarer, konzentrierter und effektiver.