Leichtigkeit und Spielfreude: Wie die Feldenkrais-Methode mir zu einem neuen Spielgefühl verholfen hat (Feldenkrais Teil I)

Als ich mitten im Studium steckte, gab es einen Punkt, an dem ich nicht richtig weiterkam. Die Finger meiner rechten Hand bewegten sich zwar flink über die Tasten, aber zum einen spielte meine rechte Hand immer viel leiser als die linke, zum anderen gab es immer wieder Unsicherheiten und kleine „Wackler“ in meinem Spielfluss, die dazu führten, dass ich mich unnötig oft verspielte. Obwohl ich einen wirklich guten Klavierunterricht genoss, konnte mir meine Lehrerin an diesem Punkt auch nicht weiterhelfen. Sie gab mir schließlich den Tipp, einmal zum Feldenkrais-Unterricht zu gehen, der in der Musikhochschule für alle Studenten angeboten wurde.

Nach einigen Stunden machte es dann bei mir Klick, genauer gesagt irgendwo in meinem Nervensystem...

 

Kinästhetisches Lernen

Das Lernen mit der Feldenkrais-Methode basiert auf der eigenen Erfahrung, die man selbst mit bestimmten Bewegungs-Abfolgen macht. Die Bewegungen werden langsam, konzentriert und dennoch mit Leichtigkeit ausgeführt. Dabei liegt man oft zunächst auf dem Boden (oder auf einer Liege), weil man sich so am besten entspannen kann und die Muskeln nicht von vornherein unnötig anstrengt.

Das Nervensystem sammelt dann alle Informationen aus diesem Unterricht, wertet die gewonnenen Erkenntnisse aus und sorgt dafür, dass sich unser Bewegungsrepertoire auf die spezielle Aufgabe einstellt. Und das alles passiert quasi nebenbei: irgendwann bemerkte ich, dass meine rechte Hand voller klang und nicht mehr so unsicher war. Was war passiert?

 

Als Kind hatte ich einen Unfall, bei dem ich mir das rechte Knie so verletzt hatte, dass ich es die gesamte Wachstumszeit hindurch immer ein Stück weit schonen musste, weil die Gefahr bestand, dass es wieder nachgeben würde und ich stürze.

Ich bin also in eine Schonhaltung gegangen und habe mein Körpergewicht mehr und mehr auf meine linke Körperhälfte verlagert. Dadurch hatte ich dann auch weniger Kraft im rechten Arm. Als ich dann durch die Feldenkrais-Arbeit wieder mehr in meine Mitte kam, balancierte sich die Lautstärkendifferenz zwischen beiden Händen wieder aus und mein Spiel wurde ruhiger und sicherer, weil ich wieder „mit beiden Beinen auf dem Boden“ stand.

 

Feldenkrais hilft, die Wahrnehmung für sich selbst zu schulen

Diese Erfahrung hat mich dermaßen begeistert, dass ich damals selbst eine Feldenkrais-Ausbildung absolviert habe. Das Tolle an der Methode ist, dass sie einem hilft, die eigenen Bewegungen durch die eigene Wahrnehmung steuern zu lernen. Mittlerweile spüre ich schnell, wenn mein Körper Bewegungen ausführt, die eigentlich nicht zu dem passen, was ich ausdrücken will. Z.B. wenn ich leise spielen will und mich weit nach vorne über die Tasten beuge, so dass mein Körpergewicht zu sehr auf den Händen und Fingern lagert. Wenn ich mich dann mehr nach hinten sinken lasse, fällt das piano-Spielen viel leichter...

 

Wenn Sie noch mehr über die Anwendung von Feldenkrais beim Musikmachen erfahren wollen, können Sie hier weiterlesen....