Gerald Hüther: Wie Lernen und Gesundheit zusammen hängen

Ein Vortrag des Hirnforschers Prof. Gerald Hüther hat mich mal wieder sehr angesprochen. Hüther versteht es einfach, detaillierte wissenschaftliche Forschungsergebnisse auf ihre Alltagstauglichkeit zu reduzieren und für den Laien allgemeinverständlich darzustellen. 

So auch in diesem Vortrag, den er als Einführungsvortrag auf dem Kongress für „Medizin und Gesundheit“ im Mai diesen Jahres in Berlin gehalten hat. 

Hüther spricht darüber, wie Gesundheit entsteht. Und zwar nicht, indem wir oder die Ärzte Gesundheit „machen“ können. Sondern indem wir die Bedingungen für Gesundheit erschaffen können, und der Körper lässt dann die Gesundheit sozusagen von alleine entstehen.

Beim Lernen ist es genau wie bei der Gesundheit: wenn wir effektiv lernen wollen, müssen wir das Lernen nicht machen. Da unser Nervensystem nun einmal so gebaut ist, dass es die jeweils optimale Lösung für ein Problem suchen wird, geschieht Lernen von allein. Alles was wir tun müssen, um diesen Vorgang zu ermöglichen, ist: optimale Bedingungen zu schaffen. 

 

Wir verwechseln da häufig etwas. Auch beim Lernen denken wir oft, wir müssten etwas tun, damit Lernen funktioniert: wenn wir das Kind dazu bringen, fleißiger zu sein und mehr zu üben , dann ist der Erfolg vorprogrammiert. Doch das Einzige, was dann vorprogrammiert ist, das ist auf lange Sicht, dass der Schüler beginnt, seine Verantwortung für sein Lernen an den Lehrer abzugeben, weil er das Gefühl gewinnt, der wisse ja doch besser, wie das Lernen geht. 

 

Wenn wir als soziale Gemeinschaft dafür sorgen wollen, dass unser Gesundheitssystem nicht kollabiert, weil es letztlich ineffektiv ist, müssen wir umdenken. Genauso ist es mit der Bildung: wir können weder das Lernen noch Gesundheit erzwingen. Und die gute Nachricht ist: wir müssen es auch gar nicht! Unsere Körper und unsere Gehirne wollen optimal funktionieren. Wir müssen sie nur lassen...

 

 

Übefokus: Nichts erzwingen wollen


Übe dein Stück. Beobachte dabei: an welchen Stellen beginnst du, die Zähne zusammen zu beißen? Wo fängst du an, dich über dich selbst zu ärgern, weil es nicht so klappt, wie du es dir wünschst?

 

Nimm das zunächst einfach mal nur wahr.

Und dann: Beginne von Neuem. Such dir ein Tempo, bei welchem du fühlen kannst, dass es nicht zu schnell ist. Übe wirklich langsam. Und dafür flüssig und ohne zu stocken. Nimm wahr, dass du dich bei einem langsamen Tempo mehr entspannen kannst.

Wenn etwas nicht klappt: Nimm wahr, wie du darauf reagierst. Kannst du das so stehen lassen? Oder ärgerst du dich über dich selbst?

Du kannst ein besseres Übeergebnis nicht erzwingen. Aber du kannst beharrlich weiter dran bleiben, ohne dich zu verurteilen, wenn es nicht so klappt, wie du es dir wünschst.

Statt dessen: Nimm wahr, wie dein Nervensystem alles daran setzt, aus den gewonnenen Informationen ein optimales Übeergebnis zusammen zu setzen. Lehn dich zurück, und lass es seine Arbeit machen!