"Gefühlte" Klaviertechnik: Alan Fraser - Die Kunst, Klavier zu spielen

In den Weihnachtsferien hatte ich Zeit, mich mal mit einigen Themen in Ruhe zu beschäftigen, z.B. mit der Klaviermethode des kanadischen Pianisten und Klavier-Professors Alan Fraser.

 

Alan Fraser ist, so wie ich, Feldenkrais-Lehrer und hat aus der Feldenkrais-Methode und seinem pianistischen Wissen eine neuartige Klaviertechnik entwickelt. Diese Technik beruht darauf, durch die Schulung der eigenen Körperwahrnehmung die Beweglichkeit des Körpers zu verbessern.

 

Dies kann jedem Pianisten (Profi oder Laien) dazu verhelfen, mit viel mehr Leichtigkeit auch über einen längeren Zeitraum täglich zu üben und die musikalischen Ideen, die er im Kopf hat, auch technisch umzusetzen.

 

Die "gefühlte" Anatomie nutzen

Fraser hat sich besonders mit dem Knochenaufbau der Hand auseinander gesetzt. Indem man lernt, die Stuktur der Knochen und ihrer Verbindungen untereinander im Skelett zu spüren, wird ein Klavierspiel möglich, das sehr viel weniger Kraft erfordert und um vieles effizienter funktioniert, als wenn man die anatomische Struktur nicht nutzt. Das Interessante an Frasers Technik ist, dass sie „gefühlt“ werden muss, um wirklich zu wirken: der Pianist ist aufgefordert, seine eigene Körperintelligenz zu Hilfe zu nehmen, um sie anzuwenden.

 

Dadurch werden „zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen“: es gelingt leichter, neue technische Herausforderungen zu meistern, weil man die übergeordnete Bewegungsweise des Skeletts erforscht hat und nun auch in neuen Stücken schnell anwenden kann.

 

Zum anderen wird der Körper durch diese Übemethode mehr zum „Partner“ des Pianisten. Dadurch, dass ich meinen Körper besser kenne, kann ich meine musikalischen Ideen präziser umsetzen. Das Klavierspiel wird dadurch persönlicher; ein eigener, unverwechselbarer Stil entwickelt sich.

 

Wer jetzt denkt, das sei nur für Profis von Interesse, der irrt sich: eine Klaviertechnik wie die von Alan Fraser erspart dem Anfänger viele Umwege. Indem ich meinen Körper besser wahrnehmen lerne, kann ich ihn besser gebrauchen. Verspannungen, die manchmal durch eine verkrampfte Körperhaltung entstehen, kann damit von vornherein entgegen gewirkt werden.

 

Für mich ist es immer eine Bereicherung, wenn ich sehe, wie andere Musiker ihr eigenes Körperwissen einsetzen, um für sich und für andere das Musikmachen noch leichter, effektiver und angenehmer werden zu lassen. Ich habe mir jedenfalls einige der Unterrichtsmaterialien von Alan Fraser bestellt und freue mich darauf, selbst damit zu experimentieren und an meine Schüler weitergeben zu können.

 


(Dieser Film ist zwar teilweise in englischer Sprache - Alan Fraser erklärt aber so deutlich, dass man das Wesentliche in jedem Fall versteht. Also: nicht vom Englisch abschrecken lassen ;-)